Sonntag, Juli 29, 2007
Weissrussland - Was gibt es zusehen ?
Ich habe mich gewundert, weshalb eigentlich nie jemand von einer Weissrusslandreise erzählt. Dabei gibt es doch durchaus sehenswertes:
Aber es gibt da auch Dinge, an welche sich die Menschheit lieber nicht erinnert:
- Der Nationalpark Belovezhskaya, wo die letzten Wisente Europas leben
- Das Schloss Mir
- Ein Teil des Struve-Bogens, welcher zur Geschichte der Vermessungstechnik gehört
- Das Geburtshaus von Marc Chagall in Wizebsk
Aber es gibt da auch Dinge, an welche sich die Menschheit lieber nicht erinnert:
- Kaum ein Staat hat so viele Fremdherrschaften gehabt. Weißrussland gehörte zu Litauen, Polen, Deutschland, Russland, dem Dritten Reich und zur Sowjetunion. Heute ist vorallem noch der polnische und der sowjetische Einfluss spürbar.
- Nach dem ersten Weltkrieg wurde der östliche Teil mit Minsk an die Sowjetunion angeschlossen. Stalinistische Säuberungstruppen erschossen 600'000 Weissrussen.
Auf dem Gelände von Kurapaty am Stadtrand von Minsk werden 200'000 Leichen vermutet! Die Gedenkstätte wird zwar von der weissrussische Regierung anerkannt, geniest aber keinen Schutz vor Vandalismus und offizielle Führungen scheinen unerwünscht zu sein.
Im Wald sind hunderte solcher Gruben sichtbar weil die Erde über den Massengräbern einsinkt. In dieser Grube wurden 373 Leichen gefunden. - Während dem zweiten Weltkrieg vernichtete das Regime des Dritten Reiches in Konzentrationslager Maly Trostinez etwa 206'000 Juden. Heute erinnern nur noch schwer zu findende kleinere Gedenkstätten an das größte Vernichtungslager auf ehemaligem sowjetischem Gebiet.
Hier wurden die Leichen verbrannt.
Unmittelbar vor dem Eintreffen der Roten Armee versuchte die Lagerleitung möglichst alle Spuren zu verwischen. Die letzten 6000 Juden wurden in eine Scheune getrieben, erschossen und das ganze Angezündet. Wie durch ein Wunder überlebten zwei Leute.
Am Ort der Scheune steht das abgebildete Denkmal. Es gibt nicht einmal einen Parkplatz in der Nähe. - Während den Kampfhandlungen im zweiten Weltkrieg wurden immer wieder ganze Dörfer vernichtet. Dabei wurden alle Häuser niedergebrannt, die Bevölkerung in eine Scheune getrieben und dort bei lebendigem Leibe verbrannt.
Wahrscheinlich hat sowohl die Wehrmachtseite, wie auch die Partisanenseite gebrandschatzt. In Chatyn wurde eine Gedenkstätte für die Dörfer, die Konzentrationslager und die gefallene Zivilbevölkerung eingerichtet. Insgesamt hat Weißrussland während dem Zweiten Weltkrieg 2.23 Mio Einwohner verloren - ein Viertel der damaligen Bevölkerung.
186 Dörfer wurden während den Kampfhandlungen dem Erdboden gleich gemacht.
Jedes Dorf hat ein symbolisches Grab erhalten.
Daneben befindet sich das Denkmal für die Konzentrationslager. Es symbolisiert eine Baracke. Jedes Fenster, jede Türe steht für ein Konzentrationslager. - Am 26. April 1986 explodiert der Kernreaktor im ukrainischen Tschernobyl. Die Störung wurde durch einen Versuch ausgelöst, der unbedingt durchgezogen werden musste, weil hoher Besuch in der Leitwarte war. Die weissrussischen Bevölkerung wurde und wird am meisten in Mitleidenschaft gezogen. 3600 Siedlungen sind verseucht. Die üblichen Strahlenschäden treten immer wieder erneut auf. Weil alles verseucht ist Boden, Bäume, Pestizide, Bakterien etc. sammelt sich die Radioaktivität in der Nahrungskette an.
Eigentlich dürfte nicht mehr mit Holz geheizt werden und die Böden müssten dauernd mit nicht radioaktivem Kali gedüngt werden um zu verhindern, dass die Pflanzen das radioaktive Material aus dem Boden aufnehmen. Die Maasnahmen können aber nicht durchgezogen werden, weil das Geld nicht vorhanden ist.
Niemand weiss, wieviele Leute von der Katastrophe wirklich betroffen sind. Wenigstens wird nun endlich der Sakrophag gebaut.
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