Mittwoch, Juni 22, 2005
Update 03-07-2005
Die SBB hat zwar am 23 Juni vorbildlich informiert, aber leider faslch: der Zusammenbruch wurde nicht durch die bösen Umweltschützer verursacht, sondern die SBB ist selbst schuld daran. Es fehlte nämlich nicht an Hochspannungsleitungen, deren Bau von den Umweltschützern angeblich behindert worden sei, sondern schlichtweg am richtigen Netzmanagement der Energieversorgung.
Der Netzzusammenbruch vom 22 Juni wäre bei richtigem Handeln vermeidbar gewesen. Meine Vermutungen zu diesem Thema waren also richtig.
Nach häutiger Sicht passierte der Ausfall wie folgt:
- Wegen einer Baustelle in Erstfeld mussten Übertragungsleitungen ausgeschaltet werden. Diese Leitungen transportieren den in den SBB eigenen Kraftwerken im Gotthardgebiet erzeugte Strom ins Mittelland. Von drei Leitungen waren zwei ausgeschaltet.
Diese beiden Leitungen verlaufen auf dem selben Tragwerken und mussten wegen Rammarbeiten in der Nähe der Leitungen ausgeschaltet werden. Die Leitungen sind erst seit ca. einem Jahr in Betrieb, daher hat das Personal ev. noch wenig Erfahrung mit der Betriebssituation wenn die Leitungen ausgeschaltet werden. - Die letzte verbleibende Leitung schaltete wegen Überlastung aus.
Überlastung und Kurzschluss können offenbar nicht unterschieden werden. Das erstaunt mich, den normalerweise wird nicht nur der Amplitudenwert des Stromes sondern auch dessen Phasenlage überprüft, dann kann nämlich eine Überlast von einem Kurzschluss klar unterschieden werden.
Wahrscheinlich wurde eben doch der Strombedarf des neuen Bahn 2000 Fahrplan unterschätzt und zwar nicht der absolute Wert sondern die kurzfristig auftretenden Spitzen. - Die äusgefallene Übertragungsleitung führt dazu, dass der Raum Zürich-Basel-Bern unterversorgt wird:
- Die Netzkupplungen mit der Deutschen Bahn laufen am Anschlag.
- Das Umformerwerk Zürich Seebach kauft Strom aus dem Landesnetz.
- Paradoxerweise wird nicht bemerkt, dass in Rupperswil und Kerzers Strom aus dem Bahnnetz in das Landesnetz verkauft wird!
- Von der Möglichkeit, die Netzbelastung zu reduzieren wird überhaupt kein gebrauch gemacht.
- Die äusgefallene Übertragungsleitung führt auch dazu, dass das Tessin nur noch über die Fahrleitung mit Strom versorgt wird. Deshalb viel dort die Spannung von den üblichen 15 kV auf die 12 kV ab.
Das wurde von der SBB bis heute nie komentiert, scheint aber so gewesen zu sein. - Die überlasteten Netzkupplungen mit der Deutschen Bahn fallen aus. Weitere Generatoren fallen in Amsteg aus. Der vollständige Netzzusammenbruch erfolgte um 17:35.
Die Nufenenleitung ist unterdessen schon im Bau. Die Masten werden mit Helikopter gesetzt um die heikle hochalpine Landschaft von Baupisten zu verschonen. Die Besichtigung der Baustelle ist möglich siehe hier.
Absolut Mangelhaft scheint das Netzmanagement der SBB zu sein. Heute sollte eigentlich die Netzleitung durch geeignete Computerprogramme erfolgend, die Ausnahme- und Sonderfälle oft wesentlich besser beherrschen als der Mensch. Das jetzige System der SBB scheint so veraltet zu sein, dass es die Operateure haufenweise mit Fehlermeldungen beschmeisst, die nichteinmal priorisiert sind. Hier herrscht dringeder Handlungsbedarf.
Weiter will man in Zukunft auch die Netzstabilität mit der Belastung durch die Züge regulieren. Erstaunlich dass man erst jetzt auf diese Idee kommt. Die S-Bahn-Zürich lässt sich nämlich heute schon durch zweimaligen Tastendruck anhalten.
Quelle: SBB Medienmitteilung inkl. Präsentation
Update 23-06-2005 10:48
Die Ursache war ein Netzproblem:
- Wegen einer Baustelle in Erstfeld mussten Übertragungsleitungen ausgeschaltet werden. Diese Leitungen transportieren den in den SBB eigenen Kraftwerken im Gotthardgebiet erzeugte Strom ins Mittelland. Von drei Leitungen waren zwei ausgeschaltet.
- Auf Grund eines heftigen Kurzschlusses unbekannter Ursache fiel auch noch die letzte Leitung, die den Gotthard und das Tessin mit dem Mittelland verbindet aus. Dies führte zu einer Überlast im Raum Zürich-Basel-Bern und führte auch dazu, dass das Tessin nur noch über die Fahrleitung im Strom versorgt wurde. Deshalb viel dort die Spannung von den üblichen 15 kV auf die 12 kV ab.
- Die Überlast in schweizerischen Mittelland fürhte zu einem allgemeinen Netzzusammenbruch
Ähnliche Netzzusammenbrüche hat es schon früher gegeben, vor allem in der Westschweiz. Dies ist aber das erste Mal, dass die ganze Schweiz davon betroffen war.
Meine persönlich Meinung zum Thema:
- Das SBB Energienetz ist nicht optimal aufgebaut. Es ist mehr eine Spinne, die von den beiden grossen Umformerwerken Zürich-Seebach und Kerzers (bei Bern) ausgeht. Diese Art von Energienetzen ist sehr störungsanfällig, da die Arme des Netzes nur von einem Punkt aus versorgt werden können.
- Die SBB kennt dieses Problem schon seit Jahren, kann aber dagegen nichts tun. Der Bau von zusätzlichen Übertragungsleitungen wird von Umweltschützern blockiert.
Gemmileitung:
geplant seit den achziger Jahren, kann jetzt erst als Kabel durch den neuen Lötschbergbasistunnel als Kabel gebaut werden. Diese Leitung verbindet Kerzers mit dem Wallis.
Nufenenleitung:
Planung kommt nicht vorwärts wegen den vielen Einsprachen. Diese Leitung würde das Wallis mit dem Tessin verbinden und hätte den Zusammenbruch von gestern verhindert! - Die SBB muss beim Ausfall von Netzteilen in zukunft schneller reagieren. Durch präventives Abschalten von anderen Netzteilen kann ein Totalzusammenbruch verhindert werden können. Hier kann man sich sicher noch verbessern.
- Erschwerend war sicher auch der Zeitpunkt des Ausfalls. In der Stosszeit wird am meisten Strom gebraucht - speziell in der Zeit zwischen xx:00 und xx:15 wenn alle Züge aus den grossen Knoten los fahren.
- Der Einfluss, der mit Bahn 2000 eingeführten zusätzlichen Zugleistungen wurde unterschätzt. Da die Infrastruktur bis zu ihren Grenzen ausgenutzt ist, haben technische Probleme sehr starke Auswirkungen, die sich zudem auch sehr schnell räumlich ausdehenen.
Die SBB Präsentation ist hier.
Originaltext
Ein Stromausfall legt um 18:00 praktisch das ganze Eisenbahnnetz in der Schweiz still. Ursache: Keine Ahnung, vielleicht Resonanzerscheinungen im Netz oder so. Offenbar ist die Spannung aus unbekannten Gründen von 15 kV auf 12 kV abgefallen. Die Störung begann im Tessin.
Der SBB-Seite hat sich auf das folgende reduziert:
SBB und Feuerwehr verteilen Wasser an die gestrandeten Passagiere. Von Zürich aus starten drei Dieselzüge: einer nach Bern, einer nach St. Gallen und einer nach Luzern.
SwissBlog hat auch einen Beitrag zum Thema.
.. und hier eine Handyfoto von brigitte
Auf der BLS verkehren die Züge wahrscheinlich auf den folgenden Strecken:
Spiez - Zweisimmen
Spiez - Interlaken Ost
Thun - Goppenstein
Auf der RhB wird ein reduzierter Betrieb aufrecht erhalten.
Diverse Quellen hier
(Heute würde ich beim Taxifahren wieder viel Geld verdienen!)
http://swiss.twoday.net/stories/785789/#785861
Natel--immer wieder ein schönes Wort.
"Handy" ist so dummdeutsches zwangsenglisch
ich hab nichts davon gehört bis ich abends um halb-zehn bei blog.ch vorbei geschaut habe.
A)
I will find it very quick, even the post is old.
B)
This post is closed for comments.
C)
You will be leagaly pursued.
(An alle anderen: Sorry meine Sprache, aber ich musste das hier los werden.)
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